Prälat Georg Kirchmeir verstorben
Der langjährige Wieskurat und Päpstliche Ehrenprälat Georg Kirchmeir ist am Hochfest Christi Himmelfahrt im Alter von 86 Jahren verstorben. Er wurde am 14. Dezember 1938 in Klingen bei Aichach geboren und am 24. Juli 1966 zum Priester geweiht. Bischof Bertram würdigt den Verstorbenen als engagierten Seelsorger sein, der zahllosen Pilgern und Besuchern der Wieskirche die „Tür zum Himmel erschlossen“ habe.
„Der ‚Wiesprälat‘ ist tot. Als ich diese Nachricht erhielt, erfüllte mich Schmerz und Trauer“, so der Bischof in seiner Würdigung. „Bis wenige Tage vor seinem Tod brachte sich Prälat Georg Kirchmeir als Priester in der Wieskirche ein, an der er 38 Jahre lang segensreich gewirkt hatte. Zunächst als II. Kurat und Leiter der Landvolkshochschule ‚Dr. Georg Heim‘, dann als I. Kurat, Wallfahrtsseelsorger und Custos in der Wies. In dieser Zeit hat er den geistlichen Raum des Weltkulturerbes mit Leben erfüllt. Auch die seelsorgerliche Betreuung der Bruderschaft lag ihm sehr am Herzen. Prälat Kirchmeir hat der Wies nicht nur einen kulturellen, sondern vor allem auch einen spirituellen und pastoralen Stempel eingeprägt. Wie er den Pilgern und Besuchern bei seinen Führungen und Predigten die Tür zum Himmel erschlossen hat, so möge auch jetzt das Tor zum ewigen Leben für ihn offenstehen.“
Georg Kirchmeir wuchs im damals noch stark ländlich geprägten Dorf Klingen bei Aichach als Sohn einer Bauernfamilie auf und hatte zunächst entsprechend auch den Wunsch, selbst als Landwirt zu arbeiten. Nachdem sein älterer Bruder jedoch den elterlichen Hof übernahm, entschied Kirchmeir sich stattdessen mit Unterstützung seiner Eltern für die priesterliche Laufbahn, die ihn über das Knabenseminar in Dillingen und dann das Priesterseminar unter anderem auch zu zwei Freisemestern in Bonn führte, wo er Vorlesungen des damals dort als Fundamentaltheologen lehrenden Joseph Ratzinger hörte. Auch den bekannten Jesuitentheologen Karl Rahner hatte er Gelegenheit, in München zu treffen. Seine persönliche Theologie und Frömmigkeit beschrieb Kirchmeir später immer als „einfach“ und stark von seiner bäuerlichen Herkunft geprägt, zu der er sein ganzes Leben lang auch mit einem gewissen Stolz stand. Entsprechend wählte er für die Einladungskarte zu seiner Primiz auch ein Bild der Fußwaschung, gemäß seinem Leitspruch „Dienst an Gott und Dienst an den Menschen“.
Nach seiner Priesterweihe in der Münchner Universitätskirche St. Ludwig war Georg Kirchmeier zunächst ein Jahr als Aushilfspriester in Wertingen und dann rund dreieinhalb Jahre als Kaplan in Augsburg-St. Max tätig, bevor er 1971 als Benefiziumsvikar wiederum nach Wertingen entsandt wurde. In den insgesamt fast fünf Jahren seines Wirkens in der Zusamgemeinde brachte Kirchmeier sich unter anderem als Kreisjugendseelsorger und Kolpingpräses ein – Aufgaben, die ihn zeitlebens tief prägen sollten. Nur ungern verließ er Wertingen wieder, als er 1974 von Bischof Stimpfle gebeten wurde, die Leitung der Katholischen Landvolkshochschule „Dr. Georg Heim“ in Wies bei Steingaden sowie damit einhergehend die Seelsorge als II. Wallfahrtskurat in der berühmten Wieskirche zu übernehmen. „Nur drei bis fünf Jahre“ habe er zunächst in Oberbayern tätig sein wollen, bevor er später eine Pfarrstelle andernorts übernehmen werde, erinnerte sich der Geistliche später. Es sollte anders kommen: Die jahrzehntelange Tätigkeit in der Wieskirche wurde zu seinem Lebensthema, dem er mit Begeisterung und großem Engagement nachging.
Engagierter "Wiesprälat"
Nach dem plötzlichen Tod des langjährigen Wieskuraten Alfons Satzger, der seit 1946 die Wallfahrt nach dem Krieg wieder befördert und die Landvolkshochschule mit aufgebaut hatte, übernahm Georg Kirchmeir im September 1978 dessen Nachfolge. Unter seiner Ägide entwickelte sich die Wieskirche zu einer der berühmtesten und meistbesuchten Wallfahrtskirchen weltweit: Über eine Million Besucherinnen und Besucher trafen und treffen Jahr für Jahr in dem Rokoko-Gotteshaus ein. Wer von ihnen dabei seelsorgerliche Anliegen mitbrachte, fand in Kirchmeir einen engagierten Priester, der darüber hinaus auch in Verwaltungs- und Bautätigkeiten geübt war: Über zehn Millionen Mark wurden unter seiner bis 2003 währenden Leitung in den Ausbau der Landvolkshochschule gesteckt; weitere Millionenbeträge flossen in die Sanierung der Wieskirche. Als er 2012 schließlich in den Ruhestand eintrat, kamen jährlich rund 200 Wallfahrtsgruppen „auf die Wies“, wo jeden Sonntag im Schnitt mindestens drei Gottesdienste gefeiert wurden. 1983 wurde die Wieskirche zudem seitens des UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Auch die Förderung und Betreuung der Wallfahrtsbruderschaft war für den Prälaten zeitlebens ein bedeutendes Anliegen, um die besondere Spiritualität der Wieskirche immer noch weiter zu verbreiten und in den Herzen der Menschen zu verankern.
Kirchmeier, der 2003 für seine vielfältigen Verdienste den Titel eines Päpstlichen Ehrenprälaten verliehen bekam und zehn Jahre später zum Ehrenbürger der Gemeinde Steingaden ernannt wurde, legte Wert darauf, auch im Ruhestand nahe seiner geliebten Wieskirche zu bleiben. Entsprechend bezog er im nahegelegenen Böbing (Erzdiözese München und Freising) eine Wohnung, von der aus er auch im Pfarrverband Rottenbuch gerne weiterhin als Seelsorger mithalf. Dabei war sein Eintritt in den Ruhestand nicht einfach: Nur wenige Wochen vor seiner offiziellen Emeritierung wurden er und seine Haushälterin Opfer eines brutalen Raubüberfalls in der neuen Wohnung – ein traumatisches Erlebnis, das auch gesundheitliche Folgen für ihn hatte.
Dennoch ließ Prälat Kirchmeir sich auch davon nicht lange aus der Bahn bringen. Der begeisterte Fußballfan, der besonders dem FC Bayern anhing und in seiner Freizeit gern Mozart hörte und auf seiner privaten Haflingerstute ausritt, sah sich immer als gesegneten Menschen, der „in der Fülle schwelgen“ dürfe. Diese Fülle begleitete ihn sein ganzes Leben lang bis in seine letzten Jahre und Tage in Böbing hinein. Nach einem Schwächeanfall, den er während eines Gottesdienstes erlitt, wurde Prälat Kirchmeir in das Krankenhaus in Murnau gebracht, wo er am Hochfest Christi Himmelfahrt verstarb.
Letzte Ruhe in der Heimat
Die Aussegnung mit anschließendem Rosenkranzgebet für Prälat Georg Kirchmeir wird am Donnerstag, 5. Juni um 18.30 Uhr in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt seiner Heimatgemeinde Klingen stattfinden. Ein weiterer Rosenkranz für den Verstorbenen wird ebendort am darauffolgenden Freitag um 14 Uhr gebetet. Unmittelbar im Anschluss wird dann in der Pfarrkirche das Requiem gefeiert; die Beisetzung erfolgt anschließend auf dem Klingener Friedhof. Der Pfarrverband Rottenbuch, in dem Prälat Kirchmeir in den letzten Jahren wohnhaft und mitwirkend war, hat für den Verstorbenen am Montag, 2. Juni um 19 Uhr den Sterberosenkranz in der Rottenbucher Pfarrkirche Mariä Geburt gebetet. Ein Gedenkgottesdienst wird in der Pfarrkirche am Donnerstag, 12. Juni, um 19.00 Uhr gefeiert. In der Wieskirche zu Steingaden findet ein feierliches Requiem am Samstag, 7. Juni, um 10.00 Uhr, statt. Die Priester und Diakone werden gebeten, Albe, Schultertuch und Zingulum sowie weiße Paramente mitzubringen.
Der Herr vergelte ihm seine treuen Dienste. Wir bitten um das Gebet für den Verstorbenen.