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Wichtiges

Predigt zum 7. Sonntag der Osterzeit

12.05.2024

Predigt zum 7. Sonntag der Osterzeit von Pater Regino

Welt          

7. Ostersonntag, Lesjahr  B      Joh 17,6a.11b-19 

 In geistlichen Einzelgesprächen höre ich immer wieder die Klage gerade älterer Menschen, dass der Glaube schwindet, dass die jungen Leute nicht mehr so richtig gläubig seien. Ich denke, ein erster Schritt dagegen wäre, unseren eigenen Glauben zu vertiefen. Dann können wir unseren Glauben auch wieder besser an andere weitervermitteln.

Die erste Frage wäre für mich nicht „Glaube ich - ja oder nein“, sondern: Was glaube ich denn eigentlich, was ist mir wichtig zu glauben? Auf diese Frage antworte ich persönlich gerne mit dem ersten Satz des Credo: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ Wenn ich mit den Ministranten am Beginn der Messe die Sakristei verlasse , wenn wir den Kirchenraum betreten, dann beten wir: „Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat“ (Psalm 124,8).

Dass Gott die Welt erschaffen hat, natürlich nicht in 6 Tagen, sondern in Millionen von Jahren, das ist unsere erste Glaubensaussage. Und je mehr sich Wissenschaftler, Geologen und Biologen, mit der Entstehung der Erde und der Entstehung des Lebens auf der Erde beschäftigt haben, je mehr sie Zusammenhänge entdecken und erforschen, desto größer wird unser Staunen und Bewundern. Vieles mag durch Zufall entstanden sein, aber dann ist es immer noch eine Frage der Bewertung, ob ich sage: es war blinder und reiner Zufall, oder ob ich sage: das Entstandene ist so gut und so wunderbar, das kann nicht bloßer Zufall sein, da muss eine gute Absicht und eine höhere Intelligenz dahinter sein, da war der Schöpfergott im Spiel, der solche Zufälle sich einfallen lässt.

Am Ende des ersten Schöpfungsberichtes im Buch Genesis heißt es, „Gott sah alles, was er gemacht hatte, es war sehr gut“ (Gen 1,31). Das ist die eigentliche Glaubensaussage: Nicht nur: „Gott hat die Welt erschaffen“, sondern: „Gott hat die Welt gut, ja sehr gut erschaffen“, das ist der Anfang christlichen Glaubens. Ob wir gläubige Menschen sind, das hängt ganz wesentlich von unseren Bewertungen ab. Wenn ich sage: „Die Welt ist böse, die Menschen sind schlecht, jeder denkt nur an sich, echte Liebe gibt es nicht, alles ist nur ein Machtkampf, jeder gegen jeden, fressen und gefressen werden,“ - Sie kennen solche Sprüche - wenn ich so denke, dann falle ich vom christlichen Glauben ab. Ich will das Böse nicht leugnen, wir sehen ja täglich Kriege, Gewalt und Elend, ich will das Böse auch nicht durch künstlich positives Denken schönreden, aber wenn ich das Böse so vergrößert wahrnehme, dass ich das viele Gute gar nicht mehr bemerke, dann stimmt etwas bei mir nicht mehr. Wer sich bei solchen negativen Gedanken ertappt, der sollte das als ein Alarmzeichen sehen.

Und der zweite Glaubenssatz im Credo heißt: „... und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn.“ Mit der Geburt Jesu ist Gott persönlich in die Welt gekommen. Da hat Gott die Welt noch mal besonders geheiligt. Welche Ehre für uns, dass wir auf dieser Welt leben dürfen.

Das Johannes-Evangelium auch der heutige Abschnitt, spricht oft von der Welt. Da müssen wir den Hintergrund kennen. Wenn Johannes „Welt“ sagt, dann meint er das mit einem negativen Unterton, das war in einem vergeistigten, verinnerlichten und weltfernen Milieu. „Welt“ heißt bei Johannes, der Bereich des Bösen, zumindest die durch das Böse gefährdete Welt, die gottferne Welt. Darum betet Jesus zum Vater: „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst“ (V.15). In der Welt lauert bei Johannes immer das Böse.

Jesus und die Menschen sind in der Welt, aber nicht von der Welt (V.16). Von der Welt sein meint, nicht in Verbindung mit Gott sein. Und dann sagt Jesus zum Schluss: „Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind“(V.18f). Wir sind also in der Welt, aber als geheiligte Menschen sind wir in der Welt, damit das Böse uns nicht angreifen kann.

Dass wir durch das Böse immer wieder gefährdet sind, wissen wir. Wenn wir z.B. misstrauisch sind, wenn uns einer etwas Gutes tut und wir denken, „Der will sich bestimmt nur einschmeicheln“, „was will der nur von mir?“, wenn wir jemandem böse Absichten unterstellen, da lauert das Böse. Oder wenn das Essen auf dem Tisch steht und wir denken, was da alles an Giften und an krebserregenden Stoffen drin sein könnte, und wir vermiesen uns und den anderen damit die Freude am Essen, die Dankbarkeit und den Appetit, da lauert das Böse. Ich bin kein Arzt, aber ich habe öfter mit kranken Menschen zu tun, und ich meine, ein Großteil der Krankheiten kommt schon durch die Angst vor der Krankheit, weil Angst die Immunität herabsetzt. Aber wir können etwas tun gegen die Angst. Zum Glück ist jeder Mensch auch fähig, Vertrauen zu setzen, trotz der Angst und gegen die Angst.

Noch einmal zurück zum Credo, ganz zum Anfang des Glaubensbekenntnisses. Da sagen wir: „Ich glaube an Gott, den Vater.“ „Vater“ meint natürlich guter Vater, nicht böser Vater. Das betone ich, weil durchaus viele von negativen Vatererfahrungen geprägt sind. Und am Anfang des heutigen Ev  sagte Jesus: „Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart. Bewahre sie in deinem Namen.“

Liebe Schwestern und Brüder, das wünsche ich uns allen, dass wir die geistige Einstellung, dass Gott, der Schöpfer der Welt, unser guter Vater ist, bewahren, und beibehalten. Wenn wir wie in einer Eltern-Kind-Beziehung angekoppelt sind an diesen guten Schöpfergott, dann werden wir das Gute in der Welt nie übersehen. Vielmehr werden wir es bewahren, hüten, pflegen und vermehren. Dann können uns auch die Ängste und die Gefährdungen durch das Böse nicht mehr aus der Bahn werfen, und dann wird die Welt durch uns geheiligt sein.