Stimmen erhoben für Kinderrechte
Berlin (pba). Für Miriam, Josias und Tia-Maria aus Kempten schloss sich am heutigen Dreikönigstag der Kreis: Was vor zwei Jahren beim Neujahrsgottesdienst mit Papst Franziskus in der Peterskirche in Rom mit festlichen Kleidern begann und mit der Bundeseröffnung der 66. Aktion Dreikönigssingen in ihrer Heimatstadt Ende 2023 gipfelte, bekam am heutigen Dreikönigstag in Schloss Bellevue in Berlin die Krone aufgesetzt. Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier begrüßte in seinem Amtssitz die drei als Teil der 20-köpfigen Sternsinger-Gruppe aus der Allgäu-Metropole zum traditionellen Empfang. Mit dabei hatten sie neben Kronen, Kreide und Segenswünschen auch eigens komponierte Lieder sowie ein symbolisches Geschenk.
Pünktlich um 11.00 Uhr, es nieselt noch leicht. Die gekrönten Mädchen und Jungen aus Kempten und Umgebung stehen nicht nur auf der Eingangstreppe des Schlosses rechts vor dem Hauptportal aufgereiht, sondern stellvertretend für tausende Kinder und Jugendliche, die rund um den Jahreswechsel von Haustür zu Haustür ziehen, den Segen bringen und Spenden für Projekte und benachteiligte Kinder weltweit sammeln. Amelie tritt nach vorne, klopft ans Portal und sagt mit lauter Stimme: „Herr Bundespräsident, die Sternsinger sind da.“ Das Tor öffnet sich und das deutsche Staatsoberhaupt kommt gemeinsam mit seiner Ehefrau Elke Büdenbender heraus.
Miriam, Emma und Juri treten zu Amelie dazu und sprechen nacheinander: „Wir kommen mit unserem Stern. Wir sind Kaspar, Melchior und Balthasar. Der Stern zeigt den Weg uns zur Krippe, zum Licht. Gott kommt in diese Welt.“ Und dann gemeinsam: „Wir sind dankbar und voller Zuversicht.“ Dann kommt für Josias der große Moment. Er steigt auf die Leiter und schreibt den Segen an, der landauf landab an den Türrahmen der Häuser und Wohnungen zu finden ist. „Christus Mansionem Benedicat. Christus segne dieses Haus. Auch im Jahr 2025“, übersetzt Veronika den Segensspruch.
Der Hausherr lädt nun die jungen Gäste aus dem Allgäu dazu ein, ihm in seinen Amtssitz zu folgen. Begleitet werden sie von Bischof Dr. Bertram Meier sowie Weltkirche-Referent Dr. Peter Frasch, BDKJ-Diözesanpräses Florian Stadlmayr, Pastoralassistentin Luisa Stelzle, Robert Haas, Musiker und Komponist der einstudierten Lieder, sowie Vertretern des Kindermissionswerks ‚Die Sternsinger‘ um Pfarrer Dirk Bingener und BDKJ-Bundespräses Domvikar Dr. Stefan Ottersbach.
Im Großen Saal begrüßte der Bundespräsident die Allgäuer Sternsinger, die im großen Halbkreis um ihn und seine Ehefrau standen, und dankte ihnen für ihren Einsatz und dass sie über den eigenen Tellerrand schauen: „Meine Frau und ich fühlen uns reichlich beschenkt durch Euch. Es begeistert uns natürlich, dass Ihr ein Auge habt für die Menschen und vor allen Dingen für die Kinder, denen es in anderen Regionen der Welt so viel schlechter geht als uns.“ Er würde den Sternsingern wünschen, dass ihre Überzeugungskraft dazu führe, dass die diesjährige Sammelaktion besonders guten Ertrag bringt, weil es viele Kinder weltweit gibt, denen geholfen werden müsse.
Die herzlichen Worte des Bundespräsidenten bleiben nicht unerwidert. „Griaßt’s aich Gott“, wendet sich Alisa in ihrem Heimatdialekt an den Gastgeber und stellt sich und ihre königlichen Begleiter vor: „Wir sind eine Sternsingergruppe aus dem Bistum Augsburg, genauer aus Kempten. Das liegt, wie Sie wissen, im Allgäu. Dort haben wir letztes Jahr die große Bundeseröffnung der Sternsingeraktion gefeiert. Vielen Dank, dass wir Sie heute im Schloss Bellevue besuchen dürfen, um Ihnen den Segen von dem Kind aus der Krippe zu bringen.“
Dass es das Staatsoberhaupt heuer mit einem besonderen Bistum zu tun hat, daran lassen Miriam und Josias keinen Zweifel aufkommen. Schließlich kämen sie mit rund 900 Gruppen in den Pfarreien aus „dem Sternsinger-Bistum“ schlechthin. „Bei uns im Bistum gehört das Sternsingen einfach dazu“, sagt Miriam und erzählt von ihrem Besuch vor zwei Jahren bei Papst Franziskus und dem Gottesdienst im Petersdom mit Sternsingern aus anderen europäischen Ländern.
Damals wie heute wurden sie von Bischof Bertram begleitet, für den die Unterstützung der jährlichen Sternsingeraktion gleichsam Ehre wie Selbstverständlichkeit ist, zog er einst selbst als Kind und Jugendlicher in Kaufering zunächst als Lastenträger, dann als Sternträger und König von Haustür zu Haustür. „Wenn es schon mal vorkommt, dass Sternsinger aus der Diözese Augsburg, noch dazu aus dem schönen Allgäu, bei unserem Staatspräsidenten zu Gast sein dürfen, da fahr ich natürlich mit“, betont der Bischof. Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche bei der Deutschen Bischofskonferenz sei es für ihn eine „Ehrensache“ gewesen, an diesem Tag mit dabei zu sein.
„Erhebt Eure Stimme! Sternsingen für Kinderrechte“ heißt das Leitwort der diesjährigen Aktion Dreikönigssingen, bei der die Sternsinger deutlich machen, wie wichtig die Kinderrechte für Mädchen und Jungen in aller Welt sind. Denn Kinder haben das Recht auf Nahrung, Bildung, Gesundheitsversorgung und verdienen den Schutz vor Krieg, Gewalt und Missbrauch.
Passend dazu hatte die Kemptener Gruppe Bundespräsident Steinmeier ein besonderes Geschenk mitgebracht: ein von den Kindern künstlerisch bemalter Holzstuhl, auf dem die Rechte für Kinder symbolisch ihren Platz erhalten. Stellvertretend für Adid aus Syrien, Sita aus Indien, Ava aus Afghanistan sowie Leon und Emilia aus Deutschland, deren Namen auf goldene Sterne geschrieben stehen und deren Rechte missachtet werden, erheben sie ihre Stimme. „Um daran zu erinnern, haben wir diesen Stuhl gestaltet, den wir Ihnen gerne schenken möchten. Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Menschen den Stuhl sehen können!“, richtet sich Tia-Maria an das Staatsoberhaupt.
Damit dieser Wunsch noch lange in den Ohren und Herzen des Bundespräsidenten sowie aller anwesenden Gäste nachhallt, wiederholt die 20-köpfige Kinderschar nach jedem personalisierten Stern gemeinsam mit Liedermacher Robert Haas und Theo an der Cajon ein eingängiges Lied, das Haas eigens zum diesjährigen Leitwort getextet und komponiert hat: „Für die Rechte dieser Kinder stehen wir ein. Und der Stern der Hoffnung leuchtet. Komm, hilf mit, du und ich, wir lassen sie nicht allein.“ Es war nicht das einzige Mal, das die Sternsinger an diesem Tag stimmgewaltig ihrem Namen Ehre machten.
Bundespräsident Steinmeier, der sich nach dem offiziellen Teil bei Kakao und Butterbrezen noch den Fragen der Kinder stellt, empfing die Kronenträgerinnen und –träger bereits zum siebten Mal in seinem Amtssitz und führt damit eine Tradition fort, die schon seine Amtsvorgänger Karl Carstens, Roman Herzog, Johannes Rau, Horst Köhler, Christian Wulff und Joachim Gauck gepflegt hatten.
Bundesweit eröffnet wurde die 67. Aktion Dreikönigssingen in der vergangenen Woche in Paderborn.
Rund 1,36 Milliarden Euro seit dem Aktionsstart 1959
Seit dem Start der Aktion 1959 kamen beim Dreikönigssingen insgesamt rund 1,36 Milliarden Euro zusammen, mit denen Projekte für benachteiligte und Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa gefördert wurden. Mit den Mitteln aus der Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder werden Projekte in den Bereichen Bildung, Ernährung, Gesundheit, Kinderschutz, Nothilfe, pastorale Aufgaben und soziale Integration unterstützt. Bundesweite Träger sind das Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).