Von Sonnenuhren und Bierkrugdeckeln
Augsburg (pba). Rosenkranz, Grabbeigabe, Taufgeschenk: Der frühmittelalterliche Bischof Ulrich von Augsburg ist nicht nur als kirchlicher Hirte, Seelsorger und Bistumspatron von Bedeutung, sondern hat auch die Volksfrömmigkeit in und um Augsburg nachhaltig beeinflusst. In der Sonderaustellung „Das Ulrichskreuz. Ereignis + Erinnerung“ widmet sich das Diözesanmuseum St. Afra vom 6. Oktober bis 28. Januar der Erinnerung, Verehrung und Faszination des Heiligen.
Grundlage für die Sonderausstellung ist dabei die weltweit größte Sammlung von Ulrichskreuzen, die der frühere Pfarrer von St. Ulrich und Afra, Josef Maria Friesenegger (1855-1937), in jahrzehntelanger Sammlertätigkeit zusammentrug. Der Ulrichslegende zufolge soll ihm während der Lechfeldschlacht 955 ein Engel eine Kreuzreliquie gebracht haben, die wiederum aus dem Holz des wahren Kreuzes gemacht worden sein soll. Das Ulrichskreuz wurde als Motiv und Frömmigkeitsobjekt in den Jahrhunderten seitdem immer wieder neu aufgegriffen.
Die atmosphärische, humorvolle und interaktiv aufbereitete Schau ist für alle Altersstufen geeignet und lädt insbesondere Familien ein, in die Weltsicht von Menschen des 17. und 18. Jahrhunderts einzutauchen. In den ersten Ausstellungsstücken wird zunächst noch die Vielfalt der verschiedenen Kreuzesformen erläutert, bevor eine überlebensgroße Skulptur des heiligen Ulrich die Besucherinnen und Besucher begrüßt und auf das Ulrichskreuz als den Fokus der Sonderausstellung überleitet.
Die Ausstellungskuratorinnen Veronika Jung und Katja Triebe betonen dabei den „immensen persönlichen Wert“, den die Ulrichskreuze im Leben der Menschen hatten. So galten sie nicht nur als wirkmächtiger Schutz vor Viehseuche und Rattenplagen, sondern waren auch als Rosenkranzanhänger, Sonnenuhren, Taufgeschenke, Grabbeigaben und sogar Bierkrugdeckel weit verbreitet und sehr beliebt. Diese „Augsburger Spezialität“ in der bayerischen Frömmigkeit sei kein bloßes Relikt der Vergangenheit, sondern bis in die Gegenwart hinein wirkend und präsent, so die Kuratorinnen: „Anlässlich zu weltlichen, kirchlichen und privaten Jubiläen werden die Ulrichskreuze bis heute herausgegeben und verschenkt“.
Die Ausstellung wird dabei immer wieder mit interaktiven Elementen aufgelockert und richtet sich damit insbesondere auch an Kinder und Familien. So kann mit Pilgerstäben der Weg zum Grab des heiligen Ulrich durch heimische Wälder gegangen werden, können die verschiedenen Kreuzesmaterialien erfühlt, am Multi-Touch-Tisch kurzweilige Spiele gespielt und sogar im Sand nach versteckten Ulrichskreuzen gegraben werden. Neben der eigentlichen Sonderausstellung bietet das Diözesanmuseum auch zahlreiche thematische Führungen, Kunstgespräche, Workshops, erlebnispädagogische Angebote und einen Vortrag an.
Die Sonderausstellung „Das Ulrichskreuz. Ereignis + Erinnerung“ ist ein Teil des derzeit laufenden Ulrichsjubiläums zu Ehren des heiligen Ulrich (890–973). Das Bistum Augsburg erinnert im aktuellen Jubiläumsjahr an den 1100. Jahrestag der Bischofsweihe und den 1050. Todestag des Bistums- und Stadtpatrons. Das Jubiläumsjahr steht unter dem Leitwort „Mit dem Ohr des Herzens“, welches der Heilige zu Lebzeiten beispielhaft umgesetzt hatte. Zahlreiche Pfarreien, Einrichtungen, Verbände und Fachabteilungen beteiligen sich das ganze Jahr über mit einer Vielzahl von Gottesdiensten, Festen, kulturellen Veranstaltungen und sozialen Aktionen.
Alle Informationen rund um die Sonderausstellung gibt es auf den Seiten des Diözesanmuseums: www.museum-st-afra.de.
Öffnungszeiten
Dienstag - Samstag 10.00 bis 17.00 Uhr
Sonntag und Feiertage 12.00 bis 18.00 Uhr
Montags geschlossen
Kontakt
Diözesanmuseum St. Afra
Kornhausgasse 3-5
86152 Augsburg
Tel.: +49 821 3166-8833
E-Mail: museum.st.afra@bistum-augsburg.de