Weihbischof Wörner: „Durch Barmherzigkeit die Herzenswärme Gottes verbreiten“
Augsburg (pba). Während der Feier des Sonntags der Göttlichen Barmherzigkeit hat Weihbischof Florian Wörner gestern Nachmittag dazu aufgerufen, die Not der Menschen in der Welt wahrzunehmen. „Not hat viele Gesichter“, sagte er während seiner Katechese in der Ulrichsbasilika in Augsburg. Er bezog sich dabei auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37). Der unter die Räuber gefallene Mann aus dem Gleichnis stehe für eine erbärmliche, verzweifelte Situation, so Weihbischof Wörner. Ganze Völker, ganze Kontinente lägen ausgeplündert da. „Denken wir an Afrika, denken wir an Syrien.“ Und auch in unserem persönlichen Leben gehe es nicht immer nur bergauf. Auch da gebe es Erfahrungen des Straßengrabens. Der schlimmste Räuber sei dabei die Sünde. „Sie raubt uns das Kleid der Unschuld“, so der Weihbischof.
Der barmherzige Samariter aus dem Gleichnis stehe für Jesus. Er könne uns in dieser erbärmlichen Situation, die wir tagtäglich sehen können, helfen. „Jesus ging nicht vorbei an unseren Verwundungen. Durch seine Wunden sind wir geheilt“, richtete sich der Weihbischof an die Zuhörer der Katechese. Deshalb gehörten der Glaube an Jesus Christus, an die Barmherzigkeit Gottes und das Wissen, wer unser Nächster ist, auch eng zusammen. Der barmherzige Samariter sei in seinem Innersten vom Blitz des Erbarmens getroffen worden. Er habe geholfen, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Auch wir müssten diese Barmherzigkeit weiterschenken. Es gehe darum, die Menschen „einfach zu lieben, und zwar so weit, bis es weh tut“, zitierte Weihbischof Wörner dabei Mutter Teresa. Dies bedeute, auch zu Menschen barmherzig zu sein, die es vielleicht nicht verdient hätten. „Barmherzigkeit ist etwas Anspruchsvolles. Sie ist auf gar keinen Fall billig“, sagte der Weihbischof. Sie müsse immer auch mit Gerechtigkeit und Wahrheit gekoppelt sein. Barmherzigkeit bedeute deshalb nicht, zu allem Ja und Amen zu sagen. Weihbischof Wörner bezog sich dabei noch einmal auf die Situation des Mannes aus dem Gleichnis, der unter die Räuber gefallen war. „Wir müssen schauen, dass wir uns selber und auch andere aus dieser Grabensituation herausziehen.“ Das Jahr der Barmherzigkeit komme dafür grade recht. Der Weihbischof lud die Gläubigen deshalb dazu ein, der Barmherzigkeit Gottes selber in einer guten Beichte zu begegnen und auch in unserer Umgebung durch Werke der Barmherzigkeit die Herzenswärme Gottes zu verbreiten.
Den abschließenden Höhepunkt des Nachmittags, an dem rund 250 Gläubige teilnahmen, bildete nach der Katechese und dem Gebet des Barmherzigkeitsrosenkranzes ein Pontifikalgottesdienst mit Weihbischof Wörner. Die Predigt hielt dabei Generalvikar Harald Heinrich in Vertretung von Bischof Konrad – der krankheitsbedingt nicht selber kommen konnte. Wie Weihbischof Wörner betonte auch der Generalvikar, wie wichtig das Thema Barmherzigkeit für die Kirche und die Welt sei. Die Kirche habe dabei das Recht und die Pflicht, Gutes und Böses beim Namen zu nennen. Sie dürfe sich dabei niemals der Lebenswirklichkeit oder dem Zeitgeist anpassen. „Barmherzigkeit heißt nicht, die Wahrheit aufzugeben, um der Kirche ein besseres Image zu geben.“ Wer sich von der Osterbotschaft, wer sich von der Barmherzigkeit Gottes anstecken lasse, der werde eine neue Dynamik entwickeln. Der Auferstandene sei es, der uns ruft und sendet. „In seinem Namen sind wir unterwegs“, so Generalvikar Harald Heinrich.
Vorbereitet und durchgeführt wurde der Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit vom Institut für Neuevangelisierung. Die Initiative zur Feier des Barmherzigkeitssonntags geht auf eine polnische Heilige zurück, die Ordensfrau Faustyna Kowalska (1905-1938). In ihrem reichen inneren Leben erfuhr sie in besonderer Weise die Nähe Jesu, der sie lehrte, seiner Barmherzigkeit zu vertrauen und sie anderen zu verkündigen. Papst Johannes Paul II. hat den Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit im Jahr 2000 eingeführt.