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Wichtiges
Interreligiöser Dialog

„Wertschätzung und Hochachtung“

11.09.2023

Im Rahmen des internationalen Friedenstreffens der katholischen Laienbewegung Sant’Egidio in Berlin ist Bischof Bertram an diesem Montag mit dem Großimam Ahmad al-Tayyib zu einem Gespräch zusammengekommen. Der Ägypter steht der al-Azhar-Moschee in Kairo vor und gilt als eine der wichtigsten geistlichen Autoritäten des Islams. Bei dem Treffen betonte der Bischof die große Bedeutung, die dem interreligiösen Dialog im gemeinsamen Bemühen um den Frieden zukomme.

Bei der Begegnung, an der auch der Generalsekretär des Muslimischen Ältestenrats, Richter Mohamed Mahmoud Abdelsalam, sowie der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland Aiman Mazyek teilnahmen, betonte der Bischof als Vorsitzender der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog in der Bischofskonferenz die Bedeutung, die der durch Papst Franziskus und den Großimam gemeinsam angestoßene Dialog habe: „Mit Wertschätzung und Hochachtung – so sollen Christen und Muslime einander begegnen. Bei allen Unterschieden verbindet uns der Glaube an den einen Gott und die Verantwortung für unser gemeinsames Haus.“

Letztlich gehe es darum, im jeweils Anderen Bruder und Schwester zu sehen. „Wie gut, dass Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyib da am gleichen Strang ziehen!“ Bereits bei seiner Abu-Dhabi-Reise im vergangenen Februar habe Bischof Bertram feststellen können, dass das dort unterzeichnete gemeinsame Dokument über die Brüderlichkeit weltweit seine Wirkung entfalte: „Durch ihr Vorbild stärken der Papst und der Großimam auch die vielfältige Dialog-Landschaft in Deutschland.“

Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Religionen nehmen an dem Treffen in Berlin teil, wie hier Bischof Damian von der koptisch-orthodoxen Kirche in Norddeutschland.

Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Religionen nehmen an dem Treffen in Berlin teil, wie hier Bischof Damian von der koptisch-orthodoxen Kirche in Norddeutschland.

Bei einem vorhergehenden Vortrag im Rahmen des internationalen Sant’Egidio-Friedenstreffens, das heuer unter dem Motto „Den Frieden wagen“ steht, hatte der Bischof über die vielfältigen humanitären Krisen unserer Zeit gesprochen. Bei der Analyse derselben müsse aber betrachtet werden, dass das „humanum“, um das es letztendlich gehe, hier zwei Sinnrichtung habe: „Zunächst einmal sind es Krisen, die Menschen betreffen – und zwar in besonderer Weise die Armen, die an den Rand Gedrängten. Aber nicht selten handelt es sich zusätzlich auch um „menschengemachte“ Krisen: Um Leid, das die einen den anderen hinzufügen“.

Die Botschaft Christi schenke dabei Hoffnung an Stelle von Resignation; diese Hoffnung müsse aber eine aktive sein: „Weltflucht ist für Christen keine Option!“; stattdessen sei es christliche Kernaufgabe, sich engagiert einzubringen und dem Gemeinwohl zu dienen. Darüber dürfe aber auch das ständige Gebet nicht vernachlässigt werden: „All dies macht deutlich, dass die Krisen unserer Welt nur dann bewältigt werden können, wenn es tatkräftige und hoffnungsvolle Menschen gibt: Menschen, die gegen kleine und große Ungerechtigkeiten aufstehen; die für die Menschenrechte eintreten; die Not- und Katastrophenhilfe leisten; die Dialog und Begegnung ermöglichen; Menschen, die den Frieden wagen – so wie es das Motto dieser Versammlung ist.“

Die internationale katholische Laienbewegung Sant’Egidio wurde 1968 durch römische Schüler und Studenten begründet und zählt rund 60.000 Mitglieder in 73 Ländern. Sie setzt sich für die Botschaft des Evangeliums sowie die Hilfe gegenüber Alten und Kranken ein und gilt zudem als bedeutende Stimme im weltweiten Friedensdialog. Von 10. bis 12. September kommen derzeit zahlreiche Menschen aus aller Welt zusammen, um gemeinsam über die zahlreichen Herausforderungen des Friedens zu diskutieren.

Professor Dr. Ahmad al-Tayyib hat seit 2010 das Amt des Großimam und Scheich al-Azhar inne. Als oberster ägyptischer Imam steht er sowohl der traditionsreichen Azhar-Moschee als auch der Gesamtkörperschaft der Azhar vor, darunter die Akademie für Islamische Untersuchungen und die Azhar-Universität. Der Großimam der Azhar gilt vielen Muslimen als höchste theologische Autorität des sunnitischen Islam. Während seiner Apostolischen Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate war Papst Franziskus am 4. Februar 2019 mit Großimam Ahmad al-Tayyib zusammengetroffen. Bei ihrer Begegnung unterzeichneten sie das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt, das auch unter dem Namen „Abu-Dhabi-Dokument“ bekannt geworden ist. Dieses Dokument bildete wiederum eine wichtige Grundlage für die 2020 veröffentlichte Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus.