"Zeichen der Zusammengehörigkeit"
Augsburg (pba). Der Hohe Dom zu Augsburg ist um ein Kirchenfenster reicher – das neugestaltete „Ulrichsfenster“ im Südschiff der Kathedrale ist heute durch Bischof Dr. Bertram Meier der Öffentlichkeit vorgestellt und gesegnet worden. In einem am Samstagabend im Dom gefeierten Gottesdienst betonte der Bischof, dass das Kunstwerk nicht nur an historische Zeiten erinnern, sondern auch zukünftige Generationen dazu inspirieren solle, sich mit dem Wirken des heiligen Ulrich auseinanderzusetzen.
Der Grundgedanke zu dem Künstlerwettbewerb, der dem neugestalteten Fenster vorausging, sei dabei gewesen, mit einem Kunstwerk im Dom die Feierlichkeiten des Ulrichsjubiläums 2023/2024 dauerhaft präsent zu behalten. Der Siegerentwurf der Fürstenfeldbrucker Künstlerin Dr. Celia Mendoza schaffe es dabei, In der Formensprache und Farbigkeit des 21. Jahrhunderts“ zugleich eine Verneigung vor dem Leben des heiligen Ulrich vor über tausend Jahren zu sein, betonte der Bischof eingangs in einem Impuls.
So werde durch das Fenster in symbolisch-abstrakter Form die Vita des Heiligen nacherzählt: Die Klause der Einsiedlerin Wiborada von St. Gallen, bei der der heilige Ulrich Rat suchte und fand, komme dabei ebenso vor wie dessen Fürsorge für die Armen und Schwachen der damaligen Gesellschaft. Auch die traditionellen Attribute des Heiligen und besonders der Frieden von Tussa, mit dem der Augsburger Bischof 954 einen drohenden Krieg in letzter Minute verhindern konnte, seien in dem Glaskunstwerk festgehalten – ein Akt der Diplomatie und Friedensliebe, der gerade in der heutigen Zeit wieder als Beispiel und Inspiration dienen könne, so Bischof Bertram.
Zudem sei das Ulrichsfenster auch ein „deutliches Zeichen unserer Zusammengehörigkeit im Bistum Augsburg“, sichtbar vor allem in den zahlreichen Männern und Frauen, die durch ihr Engagement, ihre Expertise und ihre Großzügigkeit die Entstehung des mit Mitteln des Bischöflichen Stuhls und auf Spendenbasis finanzierten Kunstwerks möglich gemacht hätten: „Sie alle, die ideellen und finanziellen Unterstützer, sind Teil des Gesamtkunstwerkes.“ Das Fenster sei gleichsam eine „lichtvolle Spur“ des Gottvertrauens der Unterstützerinnen und Unterstützer, schloss der Bischof abschließend: „‚Denn wir essen Brot, aber wir leben vom Glanz‘, wie die Dichterin Hilde Domin in ihrem Gedicht ‚Die Heiligen‘ konstatierte – deshalb braucht gerade auch unsere Zeit den Einsatz für die Kunst, die Schönheit und die absichtslose Liebe!“
Der am Samstagabend abgehaltenen Segensfeier für das neue Ulrichsfenster war ein Vortrag der Künstlerin Dr. Mendoza vorausgegangen, in der sie die Symbolik des Kunstwerks einem interessierten Publikum näher vorstellte. Während des anschließenden Gottesdienstes im Augsburger Dom zog Bischof Bertram dann zum neuen Fenster und sprach feierlich den Segen darüber: „Gewähre allen, die dieses Fenster betrachten, dass sie durch das Licht deiner Gnade gestärkt werden, um wie der heilige Ulrich lebendige Zeugen deiner Liebe in der Welt zu sein.“ Die Feier wurde musikalisch durch den Domchor gestaltet; am darauffolgenden Sonntag, den 22. Juni um 17 Uhr veranstalten die Augsburger Domsingknaben zudem ein Benefizkonzert im Dom für das Ulrichsfenster.
Das durch die Werkstatt der Derix Glasstudios in Taunusstein gefertigte Ulrichsfenster ist das erste Fenster vom Westen im südlichen Seitenschiff des Hohen Doms zu Augsburg. Dort befand sich zuvor eine nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene farblose Sechseckverglasung. Bei dem neu eingeweihten Fenster handelt es sich um den Siegerentwurf eines vorausgegangenen Künstlerwettbewerbs, dessen Jury sich aus Expertinnen und Experten der Theologie, bildender Kunst und Kunstgeschichte zusammensetzte. Finanziert wird das Projekt mit einem Gesamtvolumen von rund 200.000 Euro (einschließlich baulicher Nebenleistungen) durch den Bischöflichen Stuhl sowie die Unterstützung von kunstfördernden Stiftungen und Privatpersonen.
Künstlerin und Werk
Die gebürtige Fürstenfeldbruckerin Dr. Celia Mendoza arbeitet seit 2006 als freiberufliche Künstlerin. Zuvor absolvierte sie ab dem Jahr 2000 ein Kunststudium (Diplom) an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Jerry Zeniuk, daneben arbeitete sie in der Studienwerkstatt für Glas bei Thierry Boissel ebenfalls an der Akademie. Dem voraus ging mit dem Magister-Studium der Politologie, Philosophie, Ethnologie und Romanistik (1985 bis 1992) eine erste akademische Karriere, die sie zunächst zur Promotion (Dr. phil.) und Tätigkeit als Lehrbeauftragte an der Ludwig-Maximilians-Universität und dann zur freiberuflichen Dozentin führte. Zu den jüngeren Werken der bundesweit tätigen Künstlerin zählen Glaskunstwerke in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Pöttmes, wo sie 2023 Tympanon, Vierpass und ein Fenster gestaltet hat, und in der Krankenhauskapelle in Weilheim aus dem Jahr 2019.