Im Rhythmus von Sammlung und Sendung
Liebe Festgäste, mit der Fertigstellung des P7 EventHub wird jetzt der GebetshausCampus Realität. Der Begriff „Campus“ stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet „Feld“. Seit dem 18. Jahrhundert wird er, zunächst in den USA, für universitäre Gelände verwendet. Heute beschreibt der Begriff moderne Gebäudekomplexe, die als lebendige Räume des Austauschs und des gemeinsamen Fortschritts dienen. Es sind Orte, an denen Menschen zusammenkommen, miteinander einen Teil ihres Lebens verbringen, arbeiten, lernen und forschen – seien es nun Universitäten, Schulen, Unternehmen oder Innovationszentren.
Mit Ihrem „Campus“ greift das Gebetshaus Augsburg diese Idee bewusst auf. Ihr neuer Campus ist mehr als nur der Erwerb einer neuen Immobilie: Er will ein Raum sein, an dem Menschen sich begegnen, gemeinsam Gott suchen und ihren Glauben vertiefen können – ein Ort der Gemeinschaft, des gemeinsamen Gebets, der Glaubensschule und des geistlichen Wachstums.
Deshalb möchte ich Ihnen zum heutigen Festtag anlässlich der Einweihung Ihres P7 EventHub folgende Bibelstelle aus dem Markusevangelium (Mk 6,30-31) ans Herz legen:
„Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.“
Warum ist gerade diese Stelle aus dem Markusevangelium so treffend für den heutigen Anlass?
Die Apostel kommen nach ihrer Sendung zu Jesus zurück. Sie haben gepredigt, gelehrt und geheilt – sie waren in Wort und Tat Botschafter des Gottesreiches. Nach dieser intensiven Arbeit lädt Jesus sie ein, an einen „einsamen Ort“ zu kommen, um zur Ruhe zu finden, über ihre Erfahrungen zu sprechen, neue Kräfte zu sammeln und sich auf ihre nächste Sendung vorzubereiten.
Wörtlich spricht das Evangelium von einem Ort, der einer Wüste gleicht. Die Wüste ist in der Bibel stets ein Ort der Gottesbegegnung, des Rückzugs und der Vorbereitung. Mose empfing in der Wüste seinen Auftrag, das Volk Israel in die Freiheit zu führen; Jesus verbrachte vierzig Tage in der Wüste, bevor er seinen Dienst begann. Auch für uns Christen ist solch ein Ort der inneren Sammlung unerlässlich: Wir brauchen Zeiten, um uns auf Gott auszurichten, unser Handeln zu überprüfen und neue Kraft zu schöpfen.
Die genannte Bibelstelle erinnert uns deutlich daran: Die Kirche lebt im Rhythmus von Sammlung und Sendung. Beide sind keine getrennten Realitäten, sondern vielmehr zwei Seiten derselben Medaille. Unsere Sendung in die Welt hinein wird nur dann fruchtbar, wenn wir uns immer wieder sammeln – um Christus herum und miteinander. In dieser Sammlung werden wir uns bewusst, wer wir eigentlich sind, wozu wir gerufen sind und was unser Auftrag ist. Diese Zeiten der Sammlung dienen dazu, sich auszuruhen, sich zu vergewissern, die Erfahrungen zu reflektieren und neue Kraft aus der Nähe Gottes zu schöpfen.
Doch zugleich dürfen wir nicht bei der Sammlung stehen bleiben und unseren Auftrag der Sendung vergessen. Kirche ist keine Kuscheloase, keine Gemeinschaft, die sich im Halleluja-Singen erschöpft. Die Kirche ist nie nur auf sich selbst bezogen, sondern stets gesandt in die Welt, um die Botschaft Jesu weiterzutragen und den Menschen die Erfahrung von Erlösung, Freiheit und Gottes Liebe zu schenken, die sie heilt und verändert.
So wünsche ich Ihnen allen von Herzen, dass dieser Campus zu einem lebendigen Ort wird, an dem Menschen zusammenkommen, um gemeinsam Gott zu begegnen, sich auf Christus auszurichten und ihre Berufung neu zu entdecken. Möge hier erfahrbar werden, wie heilsam und stärkend es ist, sich im Gebet und im Austausch mit anderen zu sammeln, um dann mit frischer Kraft und Klarheit hinauszugehen und die Botschaft Christi in Wort und Tat zu leben.
Gott segne diesen Ort, Ihr Wirken und alle, die hier ein- und ausgehen. Möge der „Mission Campus“ vielen zur geistlichen Heimat werden und immer wieder zum Ausgangspunkt einer segensreichen Sendung in die Welt hinein sein.
II. Segensgebet
Treuer Gott,
du hast uns berufen, deine Kirche zu sein –
ein Volk, das sich im Namen deines Sohnes versammelt
und ausgesandt wird, deine Liebe zu bezeugen.
Wir bitten dich heute um deinen Segen für diese neuen Räume.
Halte deine schützende Hand über sie
und mache sie zu einem lebendigen Ort der Begegnung,
an dem Menschen miteinander und mit dir in Berührung kommen.
Mache sie zu einem Ort, an dem dein Wort gehört und gelebt wird,
zu einer Stätte des Gebets und tiefer Gotteserfahrung,
an dem Heilung und Versöhnung erfahren werden.
Gott, wir bitten dich für uns alle, die wir hier versammelt sind:
Schenke uns den Mut, uns immer wieder um dich zu versammeln,
um bei dir Ruhe und neue Kraft zu finden.
Möge dein Heiliger Geist uns führen und stärken,
damit wir als deine Kirche ein lebendiges und glaubwürdiges Zeugnis
für Christus in dieser Welt sein können.
So segne diesen Campus und alle, die hier ein- und ausgehen,
der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.