Menü
Wichtiges
Predigt in Edelstetten zum Abschluss der Sanierungsarbeiten der Pfarrkirche St. Johannes Baptist und Johannes Evangelist

„Mit Jesus steige auch unser Herz empor“

29.05.2025

Liebe Schwestern und Brüder, „heute ist unser Herr Jesus Christus in den Himmel aufgestiegen. Mit ihm steige auch unser Herz empor.“ Mit diesen wunderbaren Worten leitete der hl. Augustinus im Jahr 411 eine Predigt zum Hochfest Christi Himmelfahrt ein. Damit zeigte er an, um was es heute geht.

40 Tage nach Ostern erinnert die Kirche an die Erhöhung Jesu Christi als Sohn Gottes zu seinem Vater in den Himmel: ein Ereignis, das im wahrsten Sinne des Wortes „umwerfend“ gewesen sein muss - zumindest wird uns berichtet, dass die Jünger beim Emporsteigen des Herrn einfach nur ergriffen auf die Knie fielen (vgl. Lk 24,52) und in den Himmel starrten (vgl. Apg 1,10). Was für ein großartiges Wunder, dessen Zeuge sie dort werden durften! Doch das war nicht das Ende, denn unmittelbar vorher hatten sie von Jesus einen Auftrag bekommen, und so kehrten sie „in großer Freude“ (Lk 24,52) nach Jerusalem zurück.

Dieser Auftrag ist es, über den ich heute mit Ihnen nachdenken will. Dabei stellt der Abschluss der Sanierungsarbeiten dieser beeindruckend schönen Pfarrkirche und ehemaligen Damenstiftskirche in Edelstetten einen passenden Rahmen dar; denn es geht darum, dass eine äußerlich sichtbare Erneuerung uns dabei helfen soll, innerlich aufzubrechen und unser Herz emporsteigen zu lassen, wie es Augustinus zu Beginn seiner Ansprache sagte. Schon jetzt möchte ich allen Haupt- und Ehrenamtlichen danken, die bei diesem Projekt einen Beitrag geleistet haben, besonders dem Förderverein „Heimat, Kirche und Kultur Edelstetten e. V.“, auf dessen Einladung ich heute hier bin. Meine Gedanken gliedern sich in zwei Punkte.

1. Berufen zur Hoffnung…

Der erste greift die Hoffnung auf, zu der wir alle berufen sind. Wenn atheistisch oder säkular eingestellte Menschen die Erzählung von Christi Himmelfahrt hören, sehen sie darin oft eine Art Märchen, im besten Fall eine spektakuläre Geschichte. Für uns Christen aber ist es ein ganz zentrales Element unseres Glaubens, dass der gekreuzigte und auferstandene Herr nun, nachdem er sich vielen Menschen gezeigt hatte, endgültig in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wird. Wie es die Engel den Jüngern erklären (vgl. Apg 1,11), kehrt er zu seinem Vater zurück. Er verschwindet aber nicht einfach, sondern legt vorher genau dar, was nun passieren wird. Da wir hier in Edelstetten in einer Kirche sind, die neben dem Evangelisten auch Johannes dem Täufer geweiht ist, möchte ich nochmal den entsprechenden Vers aus der ersten Lesung zitieren: „Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden.“ (Apg 1,5) Mit klaren Worten kündigt Jesus seinen Jüngern das Pfingstereignis an, das wir in zehn Tagen feiern werden. Er verspricht, dass er uns Menschen hier auf Erden nicht alleine zurücklässt, sondern dass er uns seinen Heiligen Geist sendet. So wird er immer bei uns sein. Es war wohl diese Verheißung, welche die Jünger voller Freude nach Jerusalem zurückkehren ließ, und die auch uns heute mit Zuversicht erfüllen kann. In der zweiten Lesung haben wir es im Epheserbrief gehört, dass wir berufen sind zur Hoffnung (vgl. Eph 1,18), und diese Hoffnung gründet in der Zusage Jesu, dass er uns alle Tage unseres Lebens zur Seite steht (vgl. Mt 28,20). Ganz wichtig ist hierbei, dass SEIN Heiliger Geist zwar unsichtbar, aber sehr wohl erfahrbar ist. Warum sonst sollten die Jünger unmittelbar nach der Himmelfahrt so freudvoll in den Tempel eilen und Gott aus ganzem Herzen preisen (vgl. Lk 24,53)? Sie konnten es innerlich fühlen, dass der Herr ihnen trotz körperlicher Abwesenheit nahe ist.

Im Laufe der Geschichte gab es unzählige Heilige, Frauen und Männer, die „mit der Kraft aus der Höhe erfüllt“ (Lk 24,49) wurden und Gottes Gegenwart in sich spürten. Einen davon, dessen Wurzeln hier in Edelstetten liegen und der daher sicherlich sehr bekannt ist, möchte ich namentlich nennen: Pater Kunibert Ott. Geboren am 2. Juli 1912, musste er sich schon als Kind mit existentiellen Fragen auseinandersetzen: der frühe Tod des Vaters im Ersten Weltkrieg sowie zwei seiner Geschwister. In dieser schweren Krise war es die tiefe Gläubigkeit seiner Mutter, die ihn prägte und Trost spendete. Zum Ordenspriester berufen, ging er als Missionsbenediktiner nach Nordkorea, das damals von den Japanern besetzt war. Unermüdlich setzte er sich für die Menschen ein und verkündete überall das Evangelium vom Reich Gottes. Als 1945 die russische Armee einmarschierte, wurden christliche Missionare erst behindert und später verfolgt. Zusammen mit anderen wurde Pater Kunibert verhaftet und zur Zwangsarbeit verurteilt. Trotz aller Schmerzen und Todesmärsche predigte er von der Feindesliebe und kümmerte sich um seine Mitgefangenen. Völlig ausgehungert starb er schließlich im Jahr 1952, nachdem er wenige Stunden zuvor noch die hl. Messe gefeiert hatte. Ein überlieferter und für mich sehr berührender Satz von ihm lautet: „In Liebe und Leid geschah die Erlösung der Welt.“[1] Solche Worte kann nur ein Mensch hervorbringen, der aus tiefstem Herzen an die Verkündigung Jesu glaubte, die wir im Evangelium gehört haben: „Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden.“ (Lk 24,46f.) Der Anfang dieser Verkündigung lag in Jerusalem, doch von dort - und das ist die Botschaft des Tages – soll sie hinausgehen in die ganze Welt. Wir ALLE sind als Christgläubige dazu berufen, Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung zu sein, wie es im Motto des Heiligen Jahres heißt, das wir heuer feiern. Lassen Sie uns darum gerade in diesen unsicheren Zeiten beten und überlegen, an welchen Stellen wir Hoffnung verbreiten können. Um diese Frage dreht sich mein zweiter Gedanke.

2. …werdet ihr meine Zeugen sein

Es ist eine Kleinigkeit, die bei der Erzählung von Christi Himmelfahrt gerne übersehen wird: Was tut Jesus, unmittelbar bevor er von seinem Vater in den Himmel aufgenommen wird? Er segnet seine Jünger. Indem er das tut, spricht er ihnen nicht nur das Gute zu, sondern er beauftragt sie, selbst zum Segen zu werden und seine Botschaft zu verkünden. Noch fehlen ihnen die Worte dafür, doch schon bald werden sie aufbrechen, um den Auftrag Jesu zu erfüllen. Man könnte auch sagen: Mit der Himmelfahrt Jesu beginnt die Zeit der Kirche und der Mission. Die Jünger sollen sich innerlich schon einmal vorbereiten, bald selbst Verantwortung zu übernehmen, indem sie mit vollem Einsatz dem Leben in Gottes Schöpfung dienen. Blickt man auf die Viten der einzelnen Apostel sowie die Lebensbeschreibungen unserer Heiligen, konkretisierte sich das in völlig unterschiedlicher Form. Da waren jene, denen es mehr gegeben war, mit Worten zu verkündigen. Andere folgten dem Beispiel Jesu eher durch kleinere und größere Taten der Nächstenliebe. Am Ende sind wir alle dazu berufen, Zeuginnen und Zeugen Jesu Christi zu sein, und wir können das jeden Tag an vielen Stellen.

Wenn ich mir die Berichte über die Generalsanierung der Pfarrkirche in Edelstetten ansehe, entdecke ich etliche solcher Zeuginnen und Zeugen, angefangen bei den vielen Helferinnen und Helfern, die den Umbau begleitet und unterstützt haben. Dann gibt es jene, welche die Kirche das ganze Jahr über sauber halten, mit Blumen schmücken oder das Heilige Grab errichten. Wieder andere füllen diesen herrlichen Kirchenraum mit Musik und Gebet. All das trägt dazu bei, dass Menschen, die hierherkommen, einen heiligen Ort vorfinden, an dem sie Gott begegnen können. Das nämlich ist die ursprüngliche und wichtigste Bestimmung einer jeden Kirche. Darum freue ich mich sehr und gratuliere auch der hiesigen Dreifaltigkeitsbruderschaft zu ihrem 530-jährigen Jubiläum.

Lassen Sie uns alle einstimmen in das Lob des dreifaltigen Gottes! Lassen Sie uns dankbar sein für all das Gute, das er uns getan hat, und in den kommenden Tagen vorbereiten auf die Sendung seines Heiligen Geistes! Und nicht zuletzt: Lassen Sie uns trotz aller Probleme, die wir in der Welt sehen, zu Botinnen und Boten der Hoffnung werden, indem wir die Worte des heiligen Augustinus verinnerlichen und fröhlich verkünden: „Heute ist unser Herr Jesus Christus in den Himmel aufgestiegen. Mit ihm steige auch unser Herz empor.“

[1] https://bistum-augsburg.de/Pfarreiengemeinschaften/Neuburg-a.d.-Kammel/Pfarreien/Edelstetten-St.-Johannes-Baptist-und-Evangelist/Maertyrer-Pater-Kunibert-Ott, 12.05.2025.