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Wichtiges
Predigt von Bischof Bertram anlässlich des Mariathons von Radio Horeb in Balderschwang

Jeder noch so lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt

16.05.2025

Hochverehrte Eminenz, Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, lieber Pfarrer Richard Kocher, liebe Radio Horeb–Familie, liebe Schwestern und Brüder im Herrn! In diesen Tagen begleiten wir den hl. Paulus in der Liturgie auf seiner ersten Missionsreise durch Kleinasien, die überwiegend auf dem Gebiet der heutigen Türkei stattfand. Paulus, der selbst aus einer jüdischen Familie stammt, sucht zunächst die Brüder und Schwestern in den Synagogen auf.

Schließlich haben sich mit Jesus Christus die Jahrhunderte alten Verheißungen seines Volkes erfüllt. Viele Orte, die Paulus aufsuchte, waren jüdische Diasporagemeinden, umgeben von Menschen, die die Verheißung der Väter nicht kannten; oft waren aber sie es, die hinzukamen, der Predigt des Apostels interessiert zuhörten und die Frohe Botschaft mit offenen Herzen aufnahmen. Recht schnell wurde Paulus klar, dass die Botschaft Jesu Christi auf umso fruchtbareren Boden fällt, je mehr er den Adressatenkreis erweitert - selbst wenn er damit den Unmut seiner jüdischen Glaubensgeschwister auf sich zieht. So wurde Paulus zum Apostel der Heiden, zum Völkerapostel. Als solcher bahnte er dem Christentum den Weg zu einer Weltreligion, deren heilbringende Botschaft bis heute für die Menschen aller Länder bestimmt ist. Die Reichweite, die der Heilige Paulus für die Frohe Botschaft in der damaligen Zeit erzielte, sowie die Anzahl der Gemeinden, die der unermüdliche Apostel gründete, ist rekordverdächtig. Er wäre sicher ein guter Marathonläufer gewesen. Wenn Paulus einen Schrittzähler hätte, wieviel Schritte wären es wohl gewesen, die er für die Frohe Botschaft gesetzt hätte? Ich müsste raten. Wichtig scheint mir aber nicht die Quantität, sondern die Bereitschaft, die hinter all diesen Wegen steht, die die ersten Christen gegangen sind, so dass aus einer kleinen Bewegung Weltkirche wurde. Gewiss ist, dass auch die längste Missionsreise eines Paulus mit einem ersten Schritt begann und dass es die eine und die andere entscheidende Phase im Leben der jungen Kirche gab.

Lieber Pfarrer Richard Kocher, auch Sie haben mit der Radio Horeb Familie immer wieder entscheidende Schritte gewagt. Das Radio erweist sich als fruchtbares Mittel, um Menschen zu stärken und zu schulen, damit sie selbst zu Hoffnungsträgern in der Welt von heute werden können und das weit über die Bistumsgrenzen hinaus. Die Entscheidung für den Mariathon war ein Statement, sich mit dem hier in Balderschwang ansässigen Radio nochmals konkreter in den Dienst der Weltkirche zu stellen. Der dreizehnte Mariathon ist es bereits; er gehört mittlerweile zum festen Jahresprogramm. Der Spendenmarathon zu Gunsten des Aufbaus von Radio Maria-Stationen wird damit zum Langstreckenlauf und ich darf meine Anerkennung ausdrücken über die Ausdauer, die Sie, liebe Radio Horeb-Familie, auf diesem Weg beweisen. Ihre Anteilnahme und Spendenbereitschaft ist wirklich beeindruckend! Im Mariathon begibt sich die gesamte Radio Maria–Familie gleichsam auf Missionsreise. Es ist dieselbe Botschaft, die auch die Apostel, beauftragt durch Jesus Christus und befähigt durch seinen Geist, immer freimütiger zu verkünden wussten. Das heilbringende Wort soll hinausgehen in die ganze Welt. Es ist das Wort, das uns den rechten Weg durchs Leben weist, das Wort, das ewig währt und uns heim zum Vater führt. Es ist Jesus Christus selbst, der Tod und Auferstehung erfährt, um unser Leben zu erneuern.

Im heutigen Evangelium bereitet Jesus seine Jünger auf die Zeit nach seiner Auferstehung mit den Worten vor: „Ich gehe, um einen Platz für euch zu bereiten.“ (Joh 14,2) Jesus hat einen Platz für Sie, liebe Schwestern und Brüder, für jeden von uns. Trotz aller Gebrochenheit, die wir in unserem Leben, in der Welt, erfahren, dürfen wir als „Pilger der Hoffnung“ in der Zuversicht leben, dass uns von Gott Heil bereitet wird. Einen Platz bei Gott haben heißt: Gemeinschaft dort genießen, wo uns nichts mehr schmerzhaft quälen wird, wo Verzweiflung, Angst und Bitterkeit ein Ende haben. Wenn die Mission des Gottessohnes darin besteht, uns einen Platz zu bereiten, lässt sich fragen: Haben wir auch Platz füreinander? Das ist die Frage, die der Mariathon an uns stellt: Habe ich Platz für Menschen in den Ländern, auf die der Mariathon in diesem Jahr den Fokus richtet? Es geht um Mitchristen, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, um die Frohe Botschaft verbreiten zu können; es geht darum, dass ich mich als Christ mit einer großen Weltfamilie verbunden wissen darf, mit Menschen, die unser Vater im Himmel ebenso liebt wie mich. Habe ich Platz für sie in meinem Geldbeutel? Habe ich Platz für sie in meinem Herzen und in meinen Gebeten?

Jeder noch so weite Lauf beginnt mit einem ersten Schritt. In diesem Sinne bitte ich Sie, liebe Radio Horeb-Familie, dass sie heute einen Schritt tun: werden sie dort, wo sie leben, täglich zu Botschaftern der Hoffnung und Zeugen des Glaubens und leben sie es in Verbundenheit mit der Weltfamilie. Das Wort des Heils erging an uns. Wie oft schon durften wir Christus durch andere Menschen erfahren. Helfen wir zusammen, damit das Wort des Heils noch mehr Winkel dieser Welt erreicht und dass es in den unterschiedlichsten Sprachen erklingt. Vergelts Gott für alles, was sie in die Gemeinschaft der Kirche an Herzblut, Gebet, Tatkraft und finanziellen Mitteln einbringen!

Schriftlesungen: Apg 13,26-33; Joh 14,1-6