Liebende Hingabe, Hoffnung und Treue: Grundtöne im Leben von Max Josef Metzger
Lieber Dekan Pfefferer, lieber Pfarrer Krammer, liebe Frau Bäumler, liebe Pilgerinnen und Pilger, Sie sind heute auf den Spuren des seligen Max Josef Metzger unterwegs. Vorhin haben Sie an seinem Grab innegehalten. Vielleicht kam Ihnen dabei die Frage: Könnte ich so leben wie Max Josef Metzger und hätte ich den Mut, so zu sterben wie er?
Die Schriftlesungen des heutigen Sonntags helfen uns, diese Frage zu beantworten. Wir hören dort drei starke Botschaften: Im Evangelium gibt uns Jesus sein neues Gebot der Liebe (Joh 13,34-35); in der Offenbarung des Johannes sehen wir die Vision eines neuen Himmels und einer neuen Erde, in der Gott alle Tränen abwischt (Offb 21,1-5); und in der Apostelgeschichte werden die Jünger ermutigt, trotz mancher Bedrängnisse am Glauben festzuhalten (Apg 14,22). Liebe, Hoffnung und Treue – diese drei Grundtöne erklingen in den heutigen Schriftlesungen. Und genau diese drei Grundtöne finden wir auch im Leben und Sterben des seligen Max Josef Metzger.
I. Liebende Hingabe
Jesus gibt seinen Jüngern ein neues Gebot mit auf den Weg: „Liebt einander!“ (Joh 13,34). Was ist daran neu und außergewöhnlich? Das Neue und Außergewöhnliche ist der Maßstab: „Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ Unsere Liebe soll die Liebe Jesu zum Vorbild nehmen. Jesu Liebe war und ist kein oberflächliches Gefühl, sondern ein selbstloses Hingeben, eine Liebe mit der ganzen Existenz. Christus liebt uns bis zur Hingabe seines Lebens am Kreuz – das feiern wir in jeder Eucharistie.
Diese Hingabe prägte auch Max Josef Metzger. Auf seinem Grabstein hier in Meitingen – Sie konnten es heute lesen – steht sein Vermächtnis: „Ich habe mein Leben Gott angeboten für den Frieden der Welt und die Einheit der Kirche.“ Er lebte diese Worte tatsächlich: Er setzte sein Leben ein aus Liebe zu Gott, zu den Menschen und zur Kirche. Er, der katholische Priester, erkannte: Wahre Liebe bedeutet, das eigene Leben hinzugeben – für andere, für Versöhnung und Frieden. Diese Hingabe kostete ihn schließlich das Leben.
Wir kommen dem Leben Max Josef Metzgers nahe, wenn in uns der Grundton der liebenden Hingabe erklingt. Unsere Liebe darf sich nicht nur im „nett zueinander sein“ erschöpfen. Unsere Liebe ist dann echt, wenn wir den Menschen nicht nur etwas geben, sondern uns selbst: unsere Gedanken, unsere Kraft, unsere Lebenszeit. Liebe ist keine Floskel, sondern konkretes Leben.
II. Hoffnung
Die zweite Lesung aus der Offenbarung des Johannes schenkt uns einen gewaltigen Hoffnungsblick: „Seht, ich mache alles neu“, sagt Gott (Offb 21,5). Diese Verheißung zeigt uns, dass Gott seine Schöpfung nicht verloren gibt, sondern noch Großes mit ihr vorhat: Das übersteigt unsere menschlichen Möglichkeiten weit.
Max Josef Metzger lebte aus dieser Hoffnung. Er glaubte daran, dass Gott heute schon in dieser Welt sein Reich errichten will – das Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und der Wahrheit. Am Ende der Zeiten wird er alles zum Guten führen. Diese Hoffnung gab ihm Kraft, seinen Beitrag zu leisten, dass Gottes Reich in diese Welt komme. Bereits im Ersten Weltkrieg entwarf er visionäre Pläne für einen weltweiten Frieden und gründete den Weltfriedensbund vom Weißen Kreuz. Im Zweiten Weltkrieg hielt er trotz Hass und Bomben an seiner Vision eines friedlichen Europas fest. Er verfasste ein Memorandum für ein friedliches, demokratisches Nachkriegsdeutschland in einem versöhnten Europa. Das brachte ihn ins Visier der Gestapo und kostete ihm das Leben. Metzger selbst erlebte die Erfüllung seines Traumes nicht mehr – wir jedoch sehen heute, dass seine Vision Wirklichkeit wurde.
Wir kommen Max Josef Metzger nahe, wenn in uns der Grundton „Hoffnung“ erklingt. Trotz aller Krisen unserer Zeit dürfen wir darauf vertrauen: Das letzte Wort hat nicht das Böse, nicht der Tod, sondern Gott. Unser neuer Papst Leo XIV. brachte es in seiner ersten Ansprache auf den Punkt: „Das Böse wird nicht siegen.“ (8. Mai 2025) Gottes Zukunft hat bereits begonnen – in jedem Akt der Liebe, in jeder Versöhnung, die geschieht. Diese Hoffnung kann uns beflügeln mitzuwirken, damit sich Gottes Reich immer mehr ausbreitet und in dieser Welt stärker durchsetzt.
III. Treue
Die Apostelgeschichte führt uns die Treue vor Augen und zeigt uns die Realität unseres Glaubens: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes gelangen.“ (Apg 14,22) Paulus und Barnabas stärken die jungen christlichen Gemeinden, weil sie wissen: Der Weg des Glaubens ist kein Spaziergang, sondern oft ein Kreuzweg: Bedrängnisse, Widerstände und Leid gehören dazu. Doch wer standhält, wird das Ziel erreichen.
Max Josef Metzger musste diese Wahrheit erfahren. Sein Glaube wurde hart erprobt. Sein Einsatz für Frieden und Versöhnung brachte ihn in Konflikt mit dem NS-Regime. Trotz mehrfacher Verhaftungen und massiver Drohungen blieb er seinem Glauben und Gewissen treu. Als ihn die Gestapo vor den Volksgerichtshof stellte, bekannte er sich mutig zu Christus. Diese Treue führte schließlich zu seinem Märtyrertod am 17. April 1944.
Wir kommen Max Josef Metzger nahe, wenn in uns der Grundton „Treue“ erklingt. Auch uns begegnen heute Herausforderungen und Widerstände, denen wir mit Mut und Standfestigkeit im Glauben begegnen sollen: mit dem Mut, gegen den Strom zu schwimmen, mit dem Hochhalten der Werte wie Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Max Josef Metzger zeigt uns: Mit Gottes Hilfe können wir schwierige Wege gehen. Sein Zeugnis stärkt uns den Rücken: Habt keine Angst vor den Bedrängnissen – Gottes Reich ist es wert!
Die drei Grundtöne aus den heutigen Schriftworten – Liebe, Hoffnung und Treue – erklingen im Leben Max Josef Metzgers.
Keiner von uns ist Max Josef Metzger; er muss es auch nicht sein. Doch wir folgen seinen Spuren, wenn wir diese drei Grundtöne in uns erklingen lassen:
- Liebe, die sich hingibt;
- Hoffnung, die auf Gott vertraut;
- Treue, die gegen alle Widerstände fest im Glauben steht.
Bitten wir Gott: Lass uns in der Liebe wachsen, in der Hoffnung brennen und in der Treue standhaft bleiben.