Rund ums Kloster Benediktbeuern
Bei wunderschönem Wetter – in diesem Sommer eher die Ausnahme - gab es auf Einladung des Fachbereichs „Kirche und Umwelt“ Ende Juni gemeinsam mit Pater Karl Geißinger SDB eine Spurensuche rund um das Kloster Benediktbeuern. Er erzählte dabei von fliegenden Spinnen und irritierenden Staren …
Letztere überwintern auch in Bürgerkriegsgebieten Afrikas. Und deshalb gebe es in Benediktbeuern einen solchen Vogel, der wohl in seinem Winterquartier gelernt habe, das Geräusch von Maschinengewehren nachzumachen. Das zu hören sei manchmal etwas nervig, meinte Pater Geißinger. Eher lustig sei ein anderer Star, der sich auf den Ruf des Mäusebussards spezialisiert habe. Ahme er diesen nach, flögen alle Stare erschreckt auf, um vor einem vermeintlichen Bussard zu fliehen.
Und was ist mit den Spinnen? Dazu wusste Pater Geißinger, dass sie von weither aus dem Süden kommen. Sie spinnen dazu einen langen Faden und lassen sich dann im Föhnwind forttragen, der gerade in der Gegend um Benediktbeuern sehr oft heftig weht und diese kleinen Insekten dann hier anweht. Das hat mit einer tiefen Kerbe weiter oben zwischen Jochberg und Herzogstand zu tun. Die hat während der Eiszeit der Isar-Loisach-Gletscher aus dem Felsen gefräst.
Ein Relikt aus dieser Zeit sind auch die Moore rund um Benediktbeuern. Alles zusammen macht die Gegend zu einer reichen Kultur- und Naturlandschaft. Sie zu erhalten und im Einklang miteinander zu halten ist seit mehreren Jahrzehnten die Aufgabe des dortigen Zentrums für Umwelt und Kultur (ZUK). Pater Geißinger, Salesianer, einer der ZUK-Gründer und dessen langjähriger Leiter, wusste deshalb viel aus seiner Arbeit zu erzählen.
Alles hängt mit allem zusammen
Aber es ging nicht nur um Spinnen und Vögel. Wir konnten auch den Ruf einer Gelbbauchunke hören und entlang von Säumen viele Pflanzen bewundern, zum Beispiel Samenstände des Großen Klappertopfes oder blühende Kamillen.
Dabei wurde deutlich: In der Natur hängt alles mit allem zusammen. Im Moor sind es zum Beispiel Enten, die mit ihrem Gefieder Samen vom einen Tümpel zum anderen tragen. Pater Geißinger erklärte das auch mit Bezug zum Kuckuck, dessen Ruf wir ebenfalls hörten. „Er wird wahrscheinlich zu den Verlierern des Klimawandels zählen“, befürchtete er. Denn wenn er aus seinen Winterquartieren zurückkommt, findet er immer weniger Nester, in die er noch Eier legen könnte. Der Grund dafür: Seine Wirtsvögel brüten inzwischen wegen der höheren Temperaturen meist früher. Und sich hier anzupassen, dafür könnte dem Kuckuck als am Sonnenstand orientiertem Zugvogel letztlich die Zeit fehlen.
Auch das Kloster Benediktbeuern selber ist momentan schwer von den Folgen des Klimawandels betroffen. Seit einem schweren Hagelunwetter im August 2023 gleicht es einer Großbaustelle. Es wird wohl noch lange dauern, bis alle Schäden behoben sind. Das gilt aber nicht nur für die Gebäude. Auch in der Natur rund um das Kloster sind Bäume und Sträucher zu sehen, die vom Hagel regelrecht erschlagen wurden.
Für solche Fälle habe die Natur aber Mechanismen entwickelt, erklärte uns Pater Geißinger. Manche Pflanzen oder deren Samen treiben dann halt einfach erst im nächsten oder übernächsten Jahr wieder aus.
Dieser Samstagnachmittag, den wir mit ihm verbringen durften, war äußerst informativ. Es gibt so viele kleine Details in der Natur, die auf den schnellen Blick übersehen werden. Oder die wir nur beim zweiten Zuhören wahrnehmen. Fliegende Insekten genauso wie Stare, die wie Bussarde klingen.
(Bericht: Karl-Georg Michel)