„Vom Ries bis zum Allgäu“
Der Naturwissenschaftliche Verein für Schwaben hat anlässlich seines 175-jährigen Jubiläums eine Festschrift veröffentlicht. Mit zahlreichen großformatigen Bildern illustriert, stellt sie sieben unterschiedliche, aber zugleich für unsere bayerisch-schwäbische Heimat sehr charakteristische Regionen vor.
Unsere Region sei „einer der Hotspots der Biotop- und Artenvielfalt in Mitteleuropa“, heißt es in der Hinführung zu dem 272 Seiten umfassenden, im Eigenverlag herausgegebenen großformatigen Band. Er besticht durch seine zahlreichen Farbaufnahmen unserer heimischen Flora und Fauna ebenso wie durch die in Text und Bild abgebildeten Landschaften.
Und so nimmt der Band die Leser mit auf eine Reise vom Nördlinger Ries über das schwäbische Donaumoos und das tertiäre Hügelland im altbayerischen Teil unserer Heimat immer in Richtung Süden. Nach diesen Stationen im Norden von Bayerisch-Schwaben geht es in das untere Lechtal und es gibt einen Abstecher in die Stauden, bevor wir schließlich im Allgäuer Alpenvorland und den Allgäuer Alpen ankommen.
Auf insgesamt 180 Seiten werden diese sehr unterschiedlichen Regionen vorgestellt. Ganz der Zielrichtung des im Jahre 1846 in Augsburg gegründeten naturwissenschaftlichen Vereins entsprechend, sich der wissenschaftlichen Erforschung unserer Heimat zu widmen, verfolgen diese sieben Kapitel einen interdisziplinären Ansatz. Sie betrachten geologische Fakten gleichermaßen wie die Nutzungsgeschichte durch den Menschen, einen Schwerpunkt setzen sie dabei aber stets auf die jeweiligen natürlichen Lebensräume und ihre Gefährdung durch den Menschen.
Dem Verein ging es in seiner Geschichte immer um die Erforschung durch „Laien“, heute „Citizen Science“ genannt. Und so sind die Beiträge auch von solchen wissenschaftlichen Laien geschrieben. Das hat einen großen Vorteil: Sie sind allesamt sehr verständlich geschrieben und setzen kein spezielles Expertenwissen voraus. Gerade so gelingt es aber auch, einem Ziel aus dem Vorwort gerecht zu werden: „Immer wieder zu zeigen, was Natur für uns bedeutet, welche Schönheit in der Vielfalt der Arten liegt und dass wir ein Teil einer wunderbaren Welt sind.“ Das ist dem naturwissenschaftlichen Verein mit diesem faszinierenden Band wunderbar gelungen. Er macht richtig stolz darauf, in dieser wunderschönen Kultur- und Naturlandschaft leben zu dürfen.
Wie faszinierend diese ist, wird in den gut 50 Seiten deutlich, die 18 verschiedene Tier- und Pflanzenarten unserer Heimat vorstellen: das Bodensee-Vergissmeinnicht etwa oder das Augsburger Steppengreiskaut. Beide Pflanzen sind endemisch, sie gibt es also nur hier bei uns und sie sind vom Aussterben bedroht. Mit dem Berg-Sandlaufkäfer wird dabei auch ein richtiger „Sprinter“ vorgestellt. Dieser Bewohner von Lehmgruben ist nicht einmal 2 cm lang und erreicht doch eine Laufgeschwindigkeit von 4 Stundenkilometern – was ihn zu den schnellsten Insekten der Welt macht.
Aber man muss sich nicht für Käfer oder die Botanik interessieren, um dieses Buch spannend zu finden: Es ist allen zu empfehlen, denen unsere Heimat am Herzen liegt und vor allem: die sich um ihre Bewahrung für die nachfolgenden Generationen sorgen. Oder wie es der schwäbische Regierungspräsident Erwin Lohner im Grußwort schreibt: „Bleiben Sie bei alledem auch zuversichtlich, und lassen Sie sich die Freude an ihrem Tun nicht nehmen. Erweisen Sie sich weiter als lebenskräftig.“ (Text: Karl-Georg Michel)
Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben e.V. (Hrsg.): Vom Ries bis zum Allgäu. Natur in Schwaben, Augsburg 2001, ISBN 978-3-00-069851-4, 19,90 Euro.