„Der Hausfriede im `einen Haus´ ist gefährdet“
Augsburg/Kaufbeuren (as) Immer wieder rüttelten am gestrigen Sonntagvormittag Sturmböhen an den Oberlichtern der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Kaufbeuren, die bis zum letzten Platz mit etwa 500 Gläubigen gefüllt war. Sie alle waren gekommen, um die Eröffnung der Misereor-Fastenaktion für die Diözese Augsburg zu feiern. Aus Augsburg war dazu der Leiter der Abteilung Mission-Entwicklung-Frieden, Pfarrer Dr. Ulrich Lindl gekommen, um mit Pfarrer Bernhard Waltner und weiteren Priestern und dem evangelischen Pfarrer Wolfgang Krikkay den Festgottesdienst zu feiern.
Aufrüttelnd war auch die Predigt von Pfarrer Lindl: „Der Hausfriede in dem `einen Haus“ der Welt ist gefährdet, wenn manche der Bewohner über die Grenzen leben!“ Misereor begann seine Arbeit nicht mit Barmherzigkeit und Gnade, sondern wies immer schon auf Recht und Gerechtigkeit hin, so Lindl. Wie es der Prophet Amos sage, solle für alle Menschen Recht und Gerechtigkeit „strömen wie das Wasser“. Misereor setze sich mit seinen Partnern auf der ganzen Welt dafür ein. In diesem Jahr schaue es besonders auf Brasilien. Jurandir Vales da Silva, ein Projektpartnern von Misereor, arbeitet in der Komission für Landpastoral (CPT) im Bundesstaat Pará im Norden Brasiliens. Durch die Planung mehrerer großer Staudämme und zahlreicher Häfen am Rio Tapajós sei ohne deren Einbeziehung die Lebensgrundlage von etwa 80.000 Menschen bedroht. Die meisten davon seien aus den Reihen indigener Völker.
„Gottes Barmherzigkeit ist größer als die der Menschen“, so Pfarrer Lindl, „sie beinhaltet immer Gerechtigkeit als Grundlage“. Es helfe nicht, Mauern zu bauen, nicht gegen Flüchtlinge, und auch nicht für Megaprojekte im Amazonasgebiet, deren Nutzen laut internationaler Studien stark in Frage stünden. Gottes Weg sei der des Brückenbauers. Misereor helfe weltweit, Brücken zu bauen für eine bessere und gerechtere Zukunft dieses `einen Hauses´ der Welt.
Für die politischen Vertreter von Stadt, Kreis und Land begrüßte Oberbürgermeister Stefan Bosse die zahlreichen Besucher der Aktion und wünschte, dass dieser Impuls von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in der ganzen Stadt Kaufbeuren und darüber hinaus spürbar werde.
Nach einem schmackhaften Solidaritätsessen wartete auf die zahlreichen Besucher ein reichhaltiges Eine-Welt-Programm für Jung und Alt im Pfarrheim und in er angrenzenden Konradin-Schule. 31 kirchliche und außerkirchliche Gruppen, Verbände und Organisationen zeigten, wie sie sich für eine gerechtere Welt einsetzen.
Der Misereorpartner Jurandir Vales da Silva aus Brasilien berichtete in einem Workshop, der kurzerhand wegen der großen Teilnehmerzahl in die Kirche verlegt wurde eindrücklich über den Kampf der Armen und Ausgeschlossenen für ihr Recht auf ausreichenden und geschützten Lebensraum auf Rio Tapajós.
Das Thema der inzwischen 58. Fastenaktion lautet: „Das Recht ströme wie Wasser“. Erstmals findet diese Aktion fast zeitgleich mit der Woche der Geschwisterlichkeit des Rates der Christlichen Kirchen in Brasilien statt.
Als Projektpartner der katholischen Kirche unterstützt Misereor seit 1959 weltweit tausende von Hilfsprojekten, die einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Hunger und gegen Krankheit leisten. Träger der Eröffnungsfeier waren die katholischen Verbände der Diözese zusammen mit der Abteilung Mission-Entwicklung-Frieden. Für die Durchführung verantwortlich zeichnete in diesem Jahr die Internationale Friedensbewegung Pax Christi. Bis ins kleinste Detail geplant und durchgeführt wurde das ganze Programm von vielen ehrenamtlichen Mitgliedern der Pfarreiengemeinschaft Kaufbeuren.
Hier ein Filmbeitrag von Katholisch 1 TV
http://www.katholisch1.tv/index.php/kath1/(darstellung)/video/(beitrag)/14358
und ein Bericht in den Nachrichten von a.tv fernsehen fürs Allgäu (24:23min):