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Wichtiges
Viertes Modul des Kurses "Global Player - global prayer"

Global Prayer – Global Player: Diese (Welt-)Wirtschaft tötet?

22.11.2016

Papst Franziskus sprach in Evangelii Gaudium davon, dass diese Wirtschaft töte (EG 53). Und das nicht zufällig, sondern „weil das wirtschaftliche System an der Wurzel ungerecht ist.“ (EG 59) Seine Kritiker sagen: „Der Papst irrt!“ (M. Beise/Süddeutsche Zeitung) Noch nie ginge es so vielen Menschen so gut wie heute, noch nie sei die Zahl der Hungernden in den Ländern des Südens geringer gewesen – und das liege an dieser globalisierten Wirtschaft.

Der vierte Teil des Kurses „Global Prayer – Global Player“ wollte dem nachgehen und fragen, ob auch diese Weltwirtschaft töte. So fuhren 25 TeilnehmerInnen aus den Diözesen Augsburg und Rottenburg-Stuttgart vom 11.-13. November 2016 nach Frankfurt am Main. Es ging darum, die verschiedenen Seiten der Weltwirtschaft kennenzulernen.

Der Ort Frankfurt war bewusst ausgewählt worden. Es ist schließlich Zentrum der Weltwirtschaft in Deutschland, wo mit der Deutschen Börse eine der „Schaltzentralen“ der modernen Weltwirtschaft besucht wurde. Die dort beeindruckend dargestellte Hochglanz-Finanzwirtschaft, die es jedem (Wohlhabenden) ermögliche, an den Wertschöpfungsgewinnen weltweit zu partizipieren, wurde am nächsten Tag vom Leiter des Oswald von Nell-Breuning-Instituts, Prof. Dr. Bernhard Emunds, relativiert. Die Finanzwirtschaft handele tatsächlich global, sei jedoch in den letzten Jahren derart fehlreguliert worden, dass sich Finanzkrisen häuften. Bei diesen litten jedoch vor allem die ärmsten Entwicklungsländer doppelt – die Weltmarktnachfrage nach ihren Produkten breche ein und die Schwellenländer fluteten die Weltmärkte mit Exportprodukten, um sich selbst mit Devisen gegen mögliche Krisen zu schützen.

Im Frankfurter Stadtteil Gallus schließlich zeigte ein Stadtrundgang die Schattenseiten dieser Weltwirtschaft für diejenigen auf, die an einem solchen Hotspot leben: Enorm ansteigende Immobilien- und Mietpreise verdrängen die alteingesessenen Bewohner. Wie in einem solche Umfeld eine Kirchengemeinde „vor Ort“ sein und wirken kann, machte der Arbeiterpriester Thomas Schmidt, der Betriebsratsvorsitzender bei der Neckermann AG war und für Misereor die Fastenaktion zu Brasilien verantwortet hat, deutlich: „Wir sind eine Minderheit – und das tut uns gut! So können wir mit allen und für alle zusammenarbeiten, ohne von einem hohen Ross herabsteigen zu müssen.“ Diese Weltwirtschaft tötet also nicht immer und überall, aber leider allzu oft, als dass man es ignorieren dürfte.

Das letzte Modul der Reihe Global Prayer – Global Player ist vom 12.–14. Mai 2017 in Aachen zum Themenfeld „(Katholische) NGOs und die Lobbyarbeit für die Armen“ geplant.  (Text: Dr. Wolf-Gero Reichert)